Krankheiten bei Säuglingen und Kleinkindern
Die "klassischen" Kinderkrankheiten
Dabei handelt es sich um Infektionskrankheiten, die meist durch Viren ausgelöst werden. Dies sind Masern, Mumps, Krupphusten, Röteln und Windpocken.
Scharlach und Keuchhusten (Pertussis) werden von Bakterien verursacht. All diese Krankheiten haben eine Gemeinsamkeit: Man bekommt sie in aller Regel nur einmal im Leben, meist im Kindesalter.
Nach überstandener Erkrankung besteht dann meist ein lebenslanger Immunschutz. Viele Menschen meinen deshalb, man müsse diese Erkrankungen einmal gehabt haben. Richtig ist, dass die "Kinderkrankheiten", wenn sie erst im Erwachsenenalter auftreten, häufig schwerer verlaufen und öfter zu Komplikationen führen.
Doch sie sind auch für Kinder nicht harmlos. Deshalb sollten Eltern ihre Kinder gegen die "Kinderkrankheiten" impfen lassen. Die Impfung bietet einen genauso guten Schutz wie eine tatsächlich durchgemachte Erkrankung – und sie führt deutlich seltener zu Komplikationen und womöglich bleibenden Schäden.
Rund um die Verdauung
Für Eltern und Baby belastend, aber eher harmlos ist die Dreimonats-Kolik. Sie betrifft schätzungsweise 15 Prozent der Säuglinge und tritt nach den ersten Wochen des Lebens auf. Mit drei bis fünf Monaten verschwindet sie wieder.
Das Baby schreit häufig, besonders nach den Mahlzeiten und nachmittags, oft hat es einen gewölbten Bauch und Blähungen. Die Medizin weiß bis heute nicht den genauen Grund, vermutet werden u.a. Verdauungsstörungen oder Probleme beim Aneinandergewöhnen.
Viele Babys leiden irgendwann einmal unter einer Windeldermatitis. Die Haut in der Windelregion ist gerötet und nässt oder schuppt.
Ausreichend häufiges Windelwechseln (mindestens sechsmal täglich) sowie "windelfreie" Zeiten am Tag können davor schützen. Wenn die Windeldermatitis doch auftritt, können die Eltern erst einmal selbst mit sanfter, aber gründlicher Hygiene sowie mit Zinksalbe etwas dagegen tun. Gibt es nach einigen Tagen keine Besserung, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
In den ersten sechs Monaten kann es zu einer Infektion der Mundschleimhaut mit Pilzen (Mundsoor) kommen. Sie zeigt sich durch weißlich-graue Beläge auf Zunge, Zahnfleisch, Lippen oder Gaumen. Unter diesen Belägen ist das Gewebe entzündet oder sogar blutig.
Manchmal verschwindet der Soor von alleine, besser ist es jedoch, einen Arzt aufzusuchen. Er kann Antipilzmittel sowie gegebenenfalls schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel verordnen. Damit ist der Mundsoor meist nach ein paar Tagen verschwunden.
Weitere Infektionen
Kleine Kinder sind häufiger von Infektionen betroffen als Jugendliche oder Erwachsene. Der kindliche Körper reagiert zudem heftiger. So kann es schnell zu hohem Fieber und sogar Fieberkrämpfen kommen.
Die Temperatur steigt oft rapide auf Werte über 39 Grad. Bei einem Fieberkrampf verdreht das Kind die Augen oder es bekommt einen starren Blick. Es ist nicht ansprechbar oder wird sogar bewusstlos.
Der Anfall dauert meist wenige Minuten. Bei längerer Dauer oder wiederholtem Auftreten muss der Notarzt gerufen werden. Auf jeden Fall sollte das Kind nach einem Fieberkrampf zum Arzt gebracht werden, damit er die Ursache feststellen kann.
Fieberkrämpfe sind zwar für die Eltern beängstigend, aber in den seltensten Fällen gefährlich. Meist treten nach dem vierten bis sechsten Lebensjahr keine Krämpfe mehr auf.
Ein möglicher Grund für Fieberkrämpfe ist das sogenannte Drei-Tage-Fieber. Es wird durch spezielle Herpes-Viren verursacht. Dabei tritt das Fieber plötzlich auf, dauert etwa drei Tage an und kann Werte von bis zu 41 Grad erreichen.
Nach dem Fieberschub folgt ein juckender Ausschlag. Das Drei-Tage-Fieber heilt ohne Komplikationen aus. Nach der Krankheit ist das Kind in aller Regel lebenslang vor einer weiteren Infektion geschützt.
Bei vielen Kindern verläuft die Infektion nicht so heftig. Fast alle Kinder erleben eine Infektion in den ersten zwei bis drei Lebensjahren. Es gibt keine Impfung gegen das Drei-Tage-Fieber.
In den ersten Monaten
In der Regel nach einem halben bis dreiviertel Jahr, wenn also das Kind gerade einen einigermaßen regelmäßigen Schlafrhythmus gefunden hat, kommen die ersten Zähne. Es beginnt mit den Schneidezähnen.
Das Zahnen führt zu erhöhter Speichelbildung, Unruhe und Schlafstörungen. Es können sich bläuliche Stellen über den durchbrechenden Zähnen zeigen, die so genannten Eruptionszysten. Das Baby schreit viel.
Gleichzeitig können Durchfall, Hautausschlag und Fieber auftreten. Diese werden damit erklärt, dass in der Zeit des Zahnens der mütterliche "Nestschutz" abnimmt, sodass es häufiger zu Infektionen kommt.
Gekühlte Beißringe und pflanzliche Lösungen zum Einreiben in das Zahnfleisch versprechen gute Hilfe. In den meisten Fällen reißen die Eruptionszysten von alleine auf. Nur wenn dies nicht geschieht oder wenn die Zähne sehr viel zu früh kommen, muss der Zahnarzt aufgesucht werden.
Ein Besuch beim Kinderarzt ist ratsam, wenn die Begleitbeschwerden (Durchfall etc.) länger anhalten. Ansonsten hilft nur Geduld: Nach zwei Jahren sind alle Milchzähne durchgebrochen.
Zöliakie ist eine Erkrankung, die zum Vorschein kommt, wenn das Kind zum ersten Mal glutenhaltige Nahrungsmittel erhält. Gluten ist eine Substanz, die in Weizen, Roggen, Gerste und Hafer steckt.
Die Krankheit besteht in einer Gluten-Unverträglichkeit und äußert sich durch verminderte Gewichtszunahme, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen und fett-glänzende Durchfälle. Ohne Behandlung, d.h. glutenfreie Kost, drohen Entwicklungsstörungen und Mangelerkrankungen.
Bei einigen Kindern verschwindet die Zöliakie im Alter von zwei bis drei Jahren wieder. Die übrigen Betroffenen müssen sich ihr Leben lang glutenfrei ernähren.
Schwere Erkrankungen
Während oder kurz nach der Geburt kann der Nabel durch Bakterien infiziert werden. Eine Nabelinfektion äußert sich durch Eiter sowie Rötung oder Schwellung im Bereich des Nabels.
Bei Verdacht auf Nabelinfektion muss das Neugeborene sofort in die Klinik gebracht werden. Nur dort ist eine effektive Behandlung möglich. Unbehandelt kann eine Nabelinfektion sehr gefährlich werden.
Manche Kinder, vor allem mit erblicher Veranlagung, leiden unter einer Verdickung des Magenpförtnermuskels, des Pylorus. Diese sogenannte Pylorusstenose verhindert, dass die Nahrung vom Magen in den Zwölffingerdarm weitergeleitet wird.
Die seltene Erkrankung tritt meist um die vierte Woche herum auf. Das Baby erbricht etwa eine halbe Stunde nach den Mahlzeiten heftig. Es magert im weiteren Verlauf der Krankheit ab, da der Körper keine ausreichenden Nährstoffe mehr bekommt.
Häufiges Erbrechen kann allerdings auch die Folge von Sodbrennen sein, das viele Kinder in den ersten Monaten zeitweise betrifft. Nur der Arzt kann die richtige Ursache abklären.
Die Pylorusstenose wird, vor allem in schweren Fällen, durch eine Operation behandelt. In den meisten Fällen ist die Erkrankung dann behoben, und die weitere Entwicklung des Kindes ist gut.
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